Da hast du dir das Kaffee trinken gerade erst abgewöhnt und jetzt bist du wieder Student! Seltsamer Gedanke. Die Erinnerungen an mein erstes Studium habe ich schon teilweise aus dem Gedächtnis entfernt. Zumal es auch nicht besonders gut geendet hat. Ob meiner katastrophalen Ergebnisse in “höherer Mathematik 1 + 2 + 3” dessen Materie spätestens im 3. Semester in der realen Welt nicht mehr wirklich praktische Anwendung findet, hatten mich damals veranlasst, aus einer Teilzeitbeschäftigung einen Beruf zu machen. Ich zahlte am Amt 20DM (ja, der Euro kam danach) und war ab dem Zeitpunkt selbstständiger EDV Spezialist. Fortan durfte ich meinen Kunden echte Rechnungen schreiben und das gefiel mir wesentlich besser als im großen Hörsaal mit Streichhölzern in den Augen der Professor bei seinem ewigen Monolog zu lauschen. Ich geben zu – zur Selbstständigkeit gehört dann natürlich noch wesentlich mehr, aber das ist ein anderes Thema.
Um dieses Mathe Trauma nicht nochmal zu erleben, wollte ich es nun ganz anders angehen. Motivierter, intensiver, erwachsener. Ich schrieb den Fachbereich an der Fernuni in Hagen an und fragte, wie ich die Zeit von Januar bis April sinnvoll für die Vorbereitung auf das erste Semester nutzen könnte. Die Antwort kam prompt. Eine freundliche Mitarbeiterin des Professors wies mich auf den sogenannten “Brückenkurs Mathe” hin. Anmeldefristen gab es nicht und so meldete ich mich zu den Kursen des ersten Semesters noch zusätzlich an diesem Kurs an.
Es verging so einige Zeit, die ich damit verbrachte, mich mehr oder weniger seelisch auf die neue Situation vorzubereiten. Ich richtete mir zuhause wieder ein Büro ein, welches ich erst vor einiger Zeit Dank so toller Errungenschaften wie iPad und Co. abgeschafft hatte. Hier könnte ich also stundenlang lernen, ohne von dem ganzen Traraa drumherum allzu sehr gestört zu werden.
Just mit der Fertigstellung des Büros (in der Abstellkammer) traf das sehnlich erwartete Paket ein. “Ziemlich dick”, dachte ich. 5 Hefte, die mich Stück für Stück, Thema für Thema an die Fähigkeiten heranführen sollen, die ich für das Bestehen des Mathekurses brauche.
Das Lesen in dem ersten Heft (Mengen und Zahlenbereiche) ging leicht von der Hand, wenn man sich erstmal wieder an die “Mathesprache” gewöhnt hat. Einige Übungsaufgaben zeigten mir jedoch ganz deutlich – mal eben so wird das nix! Da musst du dich schon wirklich reinknien.
Parallel durchstöberte ich das Hochschulnetzwerk “Moodle” nach Leuten, die aus meiner Region stammen und evtl. Lust auf gelegentliche Lerntreffs haben könnten. Dabei fand ich auch eine passende Facebookgruppe mit den Studienstartern des nächsten Semesters! Hurra, hätten wir das damals doch schon gehabt. Leichter bekommt man keinen Kontakt zu Gleichgesinnten im Fernstudium.
Das Heft war durch und nun wollte ich mir die erste Einsendearbeit vornehmen. Diese war zwar freiwillig, aber als Motivation und mentale Vorbereitung auf kommende Prüfungssituationen nahm ich mir vor, diese ernst zu nehmen und das Angebot der Kontrolle dankend anzunehmen. So saß ich da in meinem Büro und fühlte mich in meine Abiturzeit zurückversetzt – den Namen und die Matrikelnummer oben links aufs Blatt, sonst kann die Arbeit nicht korrigiert werden. Das rechte Drittel bleibt für Anmerkungen frei. Soso… DeJaVú.
Es war ja vorherzusehen, dass die Einsendearbeit nicht so einfach sein würde. Ein paar Aufgaben hatten es schon wirklich in sich. Man weiß sich aber zu helfen und fragt mal ganz unverbindlich in der Facebookgruppe nach einem Tipp oder Lösungsansatz (lösen wollte ich ja gern selber). Glücklicherweise fanden sich dort auch sofort nette Leute, mit denen zusammen man doch wirklich ein paar Schritte vorwärts kommen konnte. Es entstanden nette kleine Diskussionen per Chat und gemeinsam erarbeiteten wir die Lösungen – Teamwork! Bei anderen Aufgaben ging es etwas schwieriger zu: 4 Leute hatten genau 4 unterschiedliche Ergebnisse. Jeder hatte einen überzeugenden Ansatz und einen nachvollziehbaren Lösungsweg.
Ich half mir derweil, indem ich einige Aufgabenstellungen in Excel nachstellte, um mir das Ganze bildlich vor Augen zu führen – mit Erfolg wie ich finde. Ebenso lernte ich tolle neue Möglichkeiten kennen, die das World Wide Web so bietet: Wolfram Alfa! Eine absolut geniale Webseite, die selbst komplexere Matheprobleme löst und so zur Lernkontrolle und Visualisierung dient. Toll!
Einen Taschenrechner habe ich mir auch wieder gekauft. Einer von drei erlaubten Modellen, die für die Prüfungen zugelassen sind. Ein Texas Instruments 30 X II Solar. Der Nachfolger des Rechners, der mich zum Abitur 1999 begleitet hat.
In der Nächsten Folge lest ihr, was aus meiner ersten Einsendearbeit geworden ist und wie es mit Mathe weitergeht…
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